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Kommt es im Content-Marketing auf die Menge an?

Schauen Sie sich diese 64 Sekunden an.

 

64 Sekunden reichen dem Content-Marketing-Star Gary Vaynerchuk, und schon hat er seine wirkungsvolle Verkaufsbotschaft an seine Zuschauer kommuniziert.

 

Was ist die Botschaft? Er sagt, dass alles, was eine Gesellschaft (oder ein Unternehmen) nach vorne bringt, auf Kommunikation beruht. Und deshalb sollte jeder, der etwas erreichen will, Unmengen von Inhalten ins Internet stellen - "produzieren Sie eine aberwitzige Menge an Content."

 

Wow!

 

Als Werbetexter sollte ich einfach zustimmen. Frage mich aber: Ist für Ihr Content-Marketing die Menge der wichtigste Erfolgsfaktor? Wie im PR-Bereich - viel Presse ist die beste Presse?

 

Achtung, Gary verkauft hier seine Services. Er verkauft Content-Produktion. 

 

Zusammen mit seinem Bruder hat er eine Agentur für Content-Marketing mit 600 MitarbeiterInnen, über $100 Millionen Umsatz. Kunden sind z.B. Pepsi, Anheuser-Busch, General Electric.

 

Was würden Sie von ihm erwarten? Logischerweise predigt er, macht viel Content für Blogs, Youtube, Facebook, Instagram oder Twitter, sonst macht es euer Konkurrent und schüttet euch schon durch die bloße Menge zu.

 

Was würde ich Ihnen raten?

 

Zunächst: Das sogenannte Outspending (mehr Geld ausgeben als die Konkurrenten) ist die teuerste Marketingstrategie überhaupt, selten die Schlaueste und nie die Nachhaltigste.

 

Zudem müssen Sie sich ein marktdominantes Budget leisten können. Dafür müssten Sie eine riesige Marge in Ihrer Kalkulation haben (wie z.B. Red Bull, die gewaltige Mengen Content produzieren) ...

 

... oder Sie haben Geldgeber, die große Optimisten sind, wie zum Beispiel Tik Tok ("ein chinesisches Videoportal für Lippensychonisation"), das 2018 annähernd $1 Milliarde ins Online-Marketing gesteckt hat. 

 

Und jetzt muss ich noch mal auf die ersten 9 Sekunden des Clips zu sprechen kommen.

 

Am Anfang redet Vaynerchuk nämlich nicht von massenhaftem Content, sondern von Kommunikation, die etwas bewirkt. Die Gedanken, Handlungen oder Entscheidungen auslöst.

 

Das ist ein kleiner Unterschied.

 

Zum Beispiel der Unterschied zwischen Zielen und Ziellosigkeit. Zwischen Idee und Ideenlosigkeit. Zwischen Eigenständigkeit und Nachahmertum. 

 

Und noch ein Punkt: Nervige Werbung kann viel Schaden anrichten - je mehr Sie davon produzieren, desto mehr wird Ihnen die Ablehnung um die Ohren sausen. Selbst wenn Ihre Bekanntheit dadurch zunächst steigt, ist das keine gute Werbewirkung.

 

Auf der anderen Seite schließe ich mich Vaynerchuk an. Er hat im Kern Recht.

 

Content-Marketing ist Werbung. Und Werbung lebt auch von Kontaktfrequenz, Wiederholung, hoher Sichtbarkeit.

 

Je mehr Menschen Sie ansprechen möchten, desto mehr brauchen Sie Frequenz und Präsenz in den Umgebungen, wo Ihre Zielgruppen in großer Zahl unterwegs sind.

 

Und wenn Sie sich Gary Vaynerchuk so anschauen, ahnen Sie schon, dass es da noch eine Dimension gibt, die für den Erfolg Ihrer Kommunikation wichtig ist ...

 

... die Intensität!

 

Die Stärke des Eindrucks, den Sie hinterlassen. Also wie gut und ungewöhnlich sind Ihre Bilder, Ihre Texte, Ihre Ideen? Ist den Menschen Ihre Werbung und Ihr Content angenehm? Oder gehen sie ihnen nur auf den Geist?

 

Übrigens ist Gary Vaynerchuk tatsächlich durch Content-Marketing in großer Menge reich geworden.

 

Sein Vater hatte ein Spirituosengeschäft "Shopper's Discount Liquors". Als er nach dem College den Laden leiten durfte, nannte er ihn: "Wine Library".

 

Gute Idee, oder?

 

(Sie sehen, wo gute Kommunikation schon anfängt - bei der strategischen Positionierung. Und schon ein Name kann eine "Sales-Message" darstellen.)

 

Ein paar Jahre später war Gary einer der ersten "Youtuber". Er präsentierte täglich einen ausgesuchten Wein.

 

Produzierte also Unmengen an Social-Media-Content.

 

Und damit entwickelte sich die Getränkestation von $3 Millionen relativ schnell auf über $60 Millionen Umsatz.


Zum Schluss ein paar Tipps

  1. Content-Marketing ist gut, viel Content-Marketing meistens noch besser.
  2. Ihre-Blogbeiträge sollten dennoch vor allem viel Inhalt bieten - gut erzählte Informationen sind um mehrere Dimensionen stärker als langweilige Keyword-Lawinen.
  3. Achten Sie auf Ihre Sprache - die Menschen erkennen Ihren Charakter an der Art, wie Sie mit ihnen sprechen.
  4. Deshalb sollten Sie lieber überragenden Content produzieren, bevor Sie nur auf Menge gehen.
  5. Seien Sie gewarnt: Google hat Machine-Learning Verfahren entwickelt ("Natural Language Processing"), die mit einer Trefferquote von bis zu 80% hohle Texte von inhaltsreichen Texten unterscheiden können. Gut geschriebener Content wird damit noch wichtiger.

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